

Karen Horney
Es gibt kein wahres Selbst ohne ein falsches
pp. 207-219
in: , Europa, deine Frauen, Berlin, Springer, 2015Abstract
Von Theodor W. Adorno stammt der oft zitierte Satz aus seinen Minima Moralia (1951): "Es gibt kein richtiges Leben im falschen." Damit bezog er sich auf die prinzipielle Unmöglichkeit, sich in den damaligen faschistischen Verhältnissen irgendwo heimisch oder häuslich einzurichten. Ein richtiges, also behagliches und zugleich aufrecht-authentisches Dasein sei unter den Gegebenheiten des Totalitarismus schlechterdings nicht vorstellbar. In Anlehnung an Adorno kann man sich im Hinblick auf zentrale Gedanken aus dem Werk Karen Horneys fragen, wie denn Menschen ein wahres Selbst entwickeln und die falschen Facetten ihres Daseins hinter sich lassen. Mit der Theorie vom wahren und vom falschen Selbst zählte Karen Horney zur Gruppe der Neopsychoanalytiker, zu der unter anderen auch Erich Fromm, Harry Stack Sullivan, Frieda Fromm-Reichmann und Harald Schultz-Hencke gehörten. Diese Psychoanalytiker standen für eine Umgestaltung und Neuorientierung der orthodoxen Lehre von Sigmund Freud.