Abstract
Ich übergehe hier die 33tägige Seereise von Neapel durch den Suezkanal nach Colombo, Singapore, Hongkong und Shanghai nach Kobe. Sie war unsere erste Fahrt nach dem Osten und damit zugleich die erste Gelegenheit, einen Eindruck zu bekommen von der Vormacht des englischen Volkes. Wir waren bisher immer nur nach den südlichen Ländern Europas gereist, nach Frankreich, Italien und Dalmatien und hatten wenig Ahnung von der kolonisierenden Kraft und dem Selbstbewußtsein der englisch-amerikanischen Welt, die auch für Japan die eigentlich maßgebende bleibt, trotz des vorübergehenden Anschlusses an Italien und Deutschland. — Die ausgesuchte Höflichkeit und Zuvorkommenheit, mit der wir in Japan empfangen und dann nach Sendai geleitet wurden, übertraf alle Erwartungen. In Sendai stand uns ein Haus der Universität zur Verfügung, im Januar kamen unsere Möbel und Bücher nach und wir fühlten uns alsbald wie zuhause, so daß wir uns manchmal versprachen und »Marburg« statt »Sendai« sagten. Der Reiz des Neuen und die Fülle der fremden Eindrücke gab unserer Existenz einen neuen Schwung, mit dem man die Isolation (wir waren in Sendai außer Herrn Kurt Singer die einzigen Deutschen) und die physische Anstrengung dieser Verpflanzung zunächst nicht bemerkte.