

Der Schatten des Anderen
Zum Zusammenhang von Versagung und Anerkennung (Jessica Benjamin)
pp. 369-403
in: , Spuren der Anerkennung, Berlin, Springer, 2014Abstract
In ihren Arbeiten fokussiert die Psychoanalytikerin Jessica Benjamin zuvorderst den Zusammenhang zwischen der Psychoanalyse, ‚dem" Feminismus und dem Problem der Macht (vgl. Benjamin 1990) und sucht, "zwischen Problemen der Theorieentwicklung in der Psychoanalyse und im Feminismus Brücken zu schlagen" (Benjamin 1996, 7). Dabei unternimmt sie es, das "Phänomen" (Benjamin 1990, 8) und "Problem der Herrschaft" (ebd.) von der Anerkennung her zu begreifen. Bedeutsam ist dafür der Versuch, die Genese des ‚Selbst" von der Anerkennung her und ‚Anerkennung" als eine "Arena des Konflikts zwischen dem Selbst und dem anderen" (ebd. 25) zu begreifen. Von Interesse sind Benjamins Schriften im Folgenden jedoch, weil in ihnen nicht allein aus psychoanalytischer Perspektive ‚Anerkennung" als eine Subjekt- bzw. Selbstwerdungsproblematik gekennzeichnet, sondern zugleich auch die Frage ins Zentrum gerückt wird, "[w]ie […] man den Anderen anerkennen [kann]" (Benjamin 2002, 104). So zieht sich die Frage nach der Anerkennung des Anderen durch ihre Arbeiten "wie ein roter Faden" (ebd. 9). Dabei fragt Benjamin nicht nur nach den "Bedingungen für die Anerkennung des Anderen" (ebd. 108), sondern verdeutlicht insbesondere die "Hindernisse" (ebd.) für selbige: Die Anerkennung des Anderen muss, so ihre These, zwangsläufig und immer wieder neu scheitern. Die folgenden Auseinandersetzungen mit den Arbeiten Benjamins begründen sich daher vorrangig darin, dass in ihnen eine (weitere) Perspektive auf die Anerkennung des Anderen eröffnet wird, die der Idealisierung von ‚Anerkennung" entgegensteht und überdies ein ‚Anderes der Anerkennung" zur Geltung zu bringen erlaubt.