

Politischer Dezisionismus (C. Schmitt)
pp. 19-48
in: , Der Mensch inmitten der Geschichte, Stuttgart, Metzler, 1990Abstract
Wenn sich ein so kluger und praktisch einflußreicher Staatsrechtler wie der Staatsrat Carl Schmitt zu der Frage äußert, was das Politische ist, so reicht die Absicht und Wirksamkeit seiner Darlegungen weit hinaus über sein wissenschaftliches Fachgebiet. Die Schrift Der Begriff des Politischen1, in der Schmitt diese Frage behandelt, ist jedoch in ihrer ganzen Tragweite nur zu verstehen im Zusammenhang mit einer sachlich dazugehörigen Rede über das nunmehr abgelaufene »Zeitalter der Neutralisierungen und Entpolitisierungen« und mit zwei früheren Schriften Politische Romantik und Politische Theologie2. Denn Schmitts eigener Begriff vom eigenartigen Wesen der Politik ist allgemein dadurch gekennzeichnet, daß er zunächst ein polemischer Gegenbegriff ist zu dem romantischen und sodann ein säkularisierter Nebenbegriff zum theologischen. Der Grundbegriff, mittels dessen Schmitt die politische Romantik, besonders von Adam Müller, charakterisiert, ist der ironische Okkasionalismus, und der, mit dem er die politische Theologie, besonders von Donoso Cortes, charakterisiert, der souveräne Dezisionismus. Es wird sich zeigen, daß auch der antiromantische und untheologische Dezisionismus von Schmitt nur die Kehrseite seines Handelns je nach Gelegenheit und Umständen ist.