

Religiöse Identitätsbildung
pp. 274-280
in: Matias Paloma Martínez (ed), Erzählen, Stuttgart, Metzler, 2017Abstract
Religionen setzen Imaginationspraktiken voraus, mit denen Wirklichkeit transformiert wird. Dem Erzählen kommt dabei eine besondere Rolle zu. Erzählungen haben zugleich modellierende und plausibilisierende Funktion: Sie vermitteln zwischen Sinneswelten und Sinnsystemen. Sie machen das Nicht-Präsente anwesend und modellieren damit religiöse Wirklichkeiten, in denen sinnlich Gegebenes als Ausdruck von etwas anderem erscheint (Traut/Wilke 2015, 18). Zugleich werden diese transformierten Wirklichkeiten durch Erzählungen plausibilisiert (Grieser 2013, 322 f.). Erzählen ist somit ein notwendiger Teil religiöser Praxis; erst im Akt des Erzählens konsolidieren sich religiöse Identitäten, die ebenso dynamisch sind wie die Erzählkulturen, in denen sie sich ausbilden.