

Marcel Proust
Auf der Suche nach der Identität
pp. 7-69
in: Peter Brockmeier, Hermann H. Wetzel (eds), Französische literatur in Einzeldarstellungen 3, Stuttgart, Metzler, 1982Abstract
Als eine der Grundfiguren jeder Literatur, ja vielleicht des Denkens überhaupt, kann das Motiv der »Suche« [1] gelten. »Suche« meint dabei das Begehren und das aktive Streben eines individuellen oder kollektiven Subjekts nach einem bestimmten Objekt. Dieses, welcher Art es auch sei, organisiert sinngebend die Existenz der Subjekte der Suche und strukturiert wertsetzend das ganze Universum, das im Verlauf der Suche durchschritten wird. Der Roman nun, mit dem Proust in die Weltliteratur eingegangen ist und der eines der zentralen Werke des Übergangs von der »realistischen« Erzähltradition des 19. Jahrhunderts zum modernen Roman darstellt, trägt den programmatischen Titel A la recherche du temps perdu. [2] Da der Titel eines literarischen Werkes im Normalfall mehr als ein bloßes Etikett ist und Proust während der Arbeit an dem Roman die verschiedensten Titel erwogen hat, bietet sich hier eine genauere Analyse als erster Zugang zu dem komplexen und wiewohl »unfertigen«, so doch »vollendeten« Werk an.